„Du bist o. k.“ – Von Vergebung und Selbstvergebung

(c) Reiner Müller - Angsttherapeut – Herbstlicher Feldweg

„Du bist o. k.“ – Dein Weg zu Vergebung und Selbstvergebung

von (c) Reiner Müller (Angsttherapeut und Heilpraktiker für Psychotherapie)

Dieser Artikel ist erstmalig im Oktober 2019 erschienen und wurde im März 2023 komplett überarbeitet und ergänzt.

 

Wenn Gefühle lähmen

Im Alltag können wir in Situationen geraten, in denen wir uns wie gelähmt fühlen. Plötzlich empfinden wir große Angst, Wut oder auch Scham. Dann fällt es schwer, diese Gefühle zu kontrollieren.

Wenn diese Gefühle das alltägliche Leben belasten oder unerwartet und heftig ausbrechen, haben sie ihren Ursprung meist in vergangenen Erlebnissen mit anderen Menschen, die nicht verarbeitet wurden. Sie schwelen unbemerkt im Unterbewusstsein, bis sie ausgelöst durch einen äußeren Reiz, einen Trigger, wieder zu Tage treten und wie aus einem Vulkan aus uns herausbrechen.

Wir verbinden Gefühle und Personen mit Erlebnissen. Der Person, die wir als Täter mit dem Erlebnis verknüpfen, das Ursache der lähmenden Gefühle ist, können wir nur schwer vergeben. Vielleicht fühlen wir uns selbst schuldig, an dem, was uns passiert ist. Dabei ist Schuld irrational. Nur Vergebung ist rational. Aber sie kann uns so schwer fallen.

Aber was bedeutet Vergebung überhaupt? Warum ist es erstrebenswert, jemandem zu vergeben, der uns Leid angetan hat? Und wie gelingt es, diesen Schritt der Vergebung zu gehen?

 

Was bedeutet Vergebung?

In unserer Gesellschaft ist der Begriff der Vergebung mit einer Reihe von Missverständnissen verknüpft. Vielen Menschen fällt es aufgrund dieser Fehlinterpretationen von Vergebung schwer, einen Prozess des Vergebens anzustoßen.

Häufig wird Vergebung damit gleichgesetzt, etwas zu entschuldigen oder gar gut zu heißen. Man denkt vielleicht, man würde den Täter von seiner Schuld und deren Konsequenzen befreien. Dabei dient das Vergeben in erster Linie nicht dem Verursacher der Verletzung. Vergebung hilft stattdessen dem Verletzten selbst, der sich in diesem Prozess von seinem Ärger und seiner Wut gegenüber dem Täter befreit. Vergebung bedeutet also in erster Linie, den Ärger auf eine andere Person zu beenden und frei zu werden. Dabei ist es hilfreich, den Täter mit seinen Hintergründen zu verstehen und ihn als Menschen wahrzunehmen. Es geht nicht darum, seine Tat zu rechtfertigen.

Vergebung verlangt weder Liebe noch Mitgefühl für den Täter. Meist existiert neben dem Groll gegenüber dieser Person keine weitere emotionale Verbindung. Wenn doch, ist zum Beispiel auf Grund von Verwandtschaft, ist Vergebung umso wichtiger, um frei zu werden und sein eigenes Leben zu leben. Vergebung führt dazu, dass unangenehmen Gefühle aufgelöst werden und im Anschluss keine negative emotionale Regung in Bezug auf diese Person stattfindet.

Das ist daher das Ziel der Vergebung: die emotionale Loslösung vom Täter und die Befreiung von belastenden Gefühlen, die das emotionale belastende Ereignis ausgelöst hat.

 

Wie kann Vergebung gelingen?

Vergebung ist ein bewusster Prozess. Sie geschieht weder zufällig noch tritt sie automatisch ein, wenn „genügend“ Zeit vergangen ist. Der erste Schritt ist immer das aktive Befreien aus der Opferrolle. Denn mit Gefühlen wie Groll, Wut oder Hass begeben wir uns in eine Opferposition und werden dadurch passiv und handlungsunfähig. Der Täter erhält, unter Umständen auch unwissentlich, Macht über uns. In dem Moment, in dem wir uns unsere Verletzung bewusst gemacht und die Tat als solche erkannt haben, werden wir bereits aktiv. Dadurch können wir unsere Opferrolle verlassen. Im Prozess des Bewusstmachens kann eine Anleitung durch einen Coach oder Therapeuten im Wachzustand oder in Hypnose hilfreich sein. Da in der Hypnose das Bewusstsein als Bedenkenträger in den Hintergrund tritt, fällt das Vergeben in diesem Zustand oft leichter.

Gefühlen wie Wut oder Hass einen Raum zur Abreaktion zu geben, hat sich als unterstützende Methode bewährt. Häufig neigen wir dazu, diese ungeliebten Gefühle zu unterdrücken und versuchen, sie zu ignorieren. Deswegen wirkt es befreiend, ihnen verbal oder körperlich in Form von Schlägen auf ein Kissen ein Ventil zu geben. Auch wenn nur durch diese Abreaktion keine langfristige Loslösung erzielt wird, ist sie in Begleitung einer therapeutischen Behandlung eine gute Unterstützung auf dem Weg zur nachhaltigen Vergebung.

 

Selbstvergebung: „Es ist nicht Deine Schuld“

Opfer neigen dazu, unbewusst Schuldgefühle zu empfinden. Diese können direkt mit dem Erlebten verknüpft sein. So geben sich Kinder mitunter für den Streit der Eltern die Schuld. Schuldgefühle münden nicht selten in unbewusste Handlungen der Selbstbestrafung, Selbstverletzung oder Verletzung von anderen Menschen und sind häufig Ursache von zerstörerischem Verhalten. Umso wichtiger ist daher der Prozess der Selbstvergebung auf dem Weg zu einem befreiten und zufriedenen Leben.

Vergebung ist eng mit dem Prozess der Selbstvergebung verknüpft. Das Gefühl der Selbstschuld muss aufgelöst werden, um wirklich frei zu werden. So kann die irrationale Schuld aufgelöst werden und wir können zur rationalen Vergebung kommen und diese auch fühlen. Ähnlich wie bei der Vergebung einer anderen Person ist es notwendig, sich den Hintergründen der eigenen Fehler bewusst zu werden. Das daraus resultierende Verständnis für das eigene Handeln oder Verhalten ermöglicht die Selbstvergebung. Dadurch wird deutlich: „Es ist nicht Deine Schuld. Du bist o. k.“.

Vergebung und Selbstvergebung sind der Weg in Deine Freiheit. Damit Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind, keine Macht mehr über Dich haben und Du wirklich frei werden kannst.

Wie kann Vergebung und Selbstvergebung funktionieren?

Wie bereits beschrieben, sind Vergebung und Selbstvergebung komplexe Prozesse, die von vielen Faktoren abhängen, aber im Allgemeinen gibt es einige Schritte und Praktiken, die Dir dabei helfen können.

  • Verantwortung übernehmen: Es ist wichtig, die Verantwortung für die eigenen Handlungen und Entscheidungen zu übernehmen und sich bewusst zu sein, dass sie Auswirkungen auf Andere haben können.
  • Ehrlichkeit: Ehrlichkeit ist ein wichtiger Aspekt von Vergebung und Selbstvergebung. Es ist wichtig, ehrlich zu Dir selbst und zu Anderen zu sein, was passiert ist und wie Du Dich dabei gefühlt hast.
  • Reflexion: Um zu vergeben oder Dir selbst vergeben zu können, ist es wichtig, über die Gründe für das Verhalten nachzudenken und zu verstehen, warum diese Person sich so verhalten hast.
  • Empathie: Wenn Du Dich in die Lage der anderen Person versetzt, kann es helfen, Empathie zu entwickeln und Verständnis für ihre Sichtweise zu gewinnen.
  • Loslassen: Vergebung und Selbstvergebung erfordern oft, dass Du loslässt und Dich von den negativen Emotionen und Gedanken befreist, die mit dem Vorfall oder Verhalten verbunden sind.
  • Versöhnung: Wenn möglich, kann es hilfreich sein, eine Art von Versöhnung zu suchen, sei es in Form einer Entschuldigung oder einer Verpflichtung, in Zukunft anders zu handeln. Dies ist auch möglich, ohne dass der Täter oder die andere Person dabei bist. Mit professioneller Unterstützung kann ein Coach oder Therapeut Dich durch diesen Prozess führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Vergebung und Selbstvergebung ein kontinuierlicher Prozess sein können, der Zeit und Geduld erfordert. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass Vergebung nicht bedeutet, dass man das Verhalten des Anderen akzeptiert oder dass man es vergessen hat. Stattdessen geht es darum, Frieden und Heilung zu finden und den Fokus auf das positive Wachstum und die Zukunft zu richten.

 

Ein Geschenk an Dich selbst

Im Rahmen eines therapeutisch begleiteten Vergebungsprozess hat sich die Methode des Positionswechsel als hilfreich erwiesen. Dabei nimmt der oder die Verletzte Person die Position des Täters ein. Durch die Vorstellung möglicher Motive und Hintergründe entwickelt sich ein Verständnis für die Tat. Dem imaginierten Täter wird damit die Möglichkeit gegeben, um Vergebung zu bitten. Dabei dient der Akt des Vergebens niemals dem Täter, sondern stets dem Opfer, das sich so von den belastenden Gefühlen gegenüber dem Täter löst.

Vergebung ist ein Geschenk an Dich selbst. Während der Täter von diesem Prozess nicht profitiert, ermöglichst Du Dir damit, Dich von ihm und den durch die Tat ausgelösten Gefühlen zu befreien. So kannst Du frei werden.

 

Wie kannst Du im Vergebungsprozess loslassen und Dich von negativen Erfahrungen und Gefühlen befreien?

Das Loslassen von negativen Erfahrungen und Gefühlen im Vergebungsprozess kann herausfordernd sein, aber es gibt einige Schritte und Techniken, die helfen können.

  • Erlaube Dir, zu fühlen: Es ist wichtig, Deine Gefühle zu erkennen und zuzulassen, auch wenn sie schmerzhaft sind. Vermeide diese Gefühle nicht (Siehe: Es gibt keine schlechten Gefühle), verdränge oder unterdrücke Deine Emotionen nicht, sondern lasse sie zu.
  • Identifiziere Deine Gedanken: Identifiziere Deine negative Gedanken oder Überzeugungen, die mit der Erfahrung, Situation oder Person verbunden sind, der Du vergeben möchtest. Schreibe die Gedanken auf und betrachte, wie diese negativen Gedanken Dich beeinflussen.
  • Reflektiere die vergangene Situation: Versuche, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Frage Dich, was Du aus der Situation lernen konntest, welche positiven Aspekte Du daraus ziehen kannst, oder ob es etwas gibt, für das Du dankbar sein kannst.
  • Vermeide Rache: Rache wird oft als Mittel zur Befreiung von negativen Emotionen angesehen, aber es kann zu einem Teufelskreis führen. Wenn Du Rache anstrebst, fütterst Du Deine negativen Emotionen weiter und es wird schwieriger, loszulassen. Auch sich zu ärgern bringt nichts. Sich ärgern ist wie Gift trinken und zu hoffen, dass der andere stirbt.
  • Sprich mit jemandem: Rede mit einem vertrauenswürdigen Freund, Coach oder Therapeuten, um Deine Emotionen zu verarbeiten und neue Perspektiven zu erhalten.
  • Nutze Achtsamkeit: Übe Dich in Selbstachtsamkeit, um im gegenwärtigen Moment zu bleiben und Deine Gedanken und Emotionen bewusst wahrzunehmen. Durch regelmäßige Achtsamkeitsübungen kannst Du lernen, negative Gedanken und Emotionen loszulassen.
  • Schreibe einen Brief: Setze Dich in Ruhe hin und schreibe einen Brief an die Person, der Du vergeben möchtest. Aber sende den Brief nicht ab! Der Schreibprozess kann Dir helfen, Deine Emotionen und Gedanken zu verarbeiten und loszulassen.

Jeder Prozess der Vergebung und des Loslassens ist einzigartig, und es kann einige Zeit dauern, bis Du Frieden findest. Es ist jedoch wichtig, sich auf den Prozess zu konzentrieren, um Schritt für Schritt Fortschritte zu erzielen und eine positive Zukunft zu gestalten.

Wenn Du Deine negativen Erfahrungen und Gefühle loslassen möchtest, unterstützen wir Dich professionell dabei. Sprich uns an und vereinbare Dein kostenloses Erstgespräch für eine erste Klärung.

 

Text: Reiner Müller - © 2019/10 - 2023/03

Angsttherapeut und Heilpraktiker für Psychotherapie

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